Wie schnell der Klimawandel nach Ereignissen wieder von der Agenda verschwindet

Eine neue Studie von UNICEPTA zeigt, dass die Debatte rund um Fragen des Klimawandels bereits drei Tage nach dem Auftreten wichtiger Klimaereignisse deutlich abnimmt.


03.08.2023

Die Auswirkungen des Klimawandels sind unlängst zu spüren und bestimmen regelmäßig die Schlagzeilen. Wie hoch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit tatsächlich zu diesem Thema ist, hat das Media-Intelligence-Unternehmen UNICEPTA im Rahmen einer Studie untersucht. Nach einem wichtigen kalendarischen Ereignis nimmt die öffentliche Aufmerksamkeit rund um das Themenfeld Klimawandel bereits nach nur drei Tagen merklich ab. Wie groß ist also das Interesse und Engagement in der Bevölkerung für den Schutz des Planeten? Und welchen Einfluss haben Katastrophen, politische Ereignisse und internationale Aktionstage, um das Thema länger auf der öffentlichen Agenda zu halten?

Die UNICEPTA-Analyse von weltweit mehr als 46 Mio. Social-Media-Posts in englischer Sprache im Themenfeld Klimawandel zeigt, dass die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit bereits zwei bis drei Tage nach einem großen Ereignis deutlich nachlässt. Sie verdeutlicht außerdem, dass die Wirkung staatlicher Maßnahmen durch mangelndes Verständnis und Misstrauen beeinträchtigt wird.

Im Analysezeitraum vom 1. Juli 2022 bis 31. Mai 2023 hat UNICEPTA die Debatten rund um wichtige Aktionstage, hochkarätige internationale Konferenzen, Klimakatastrophen und wissenschaftliche Veröffentlichungen untersucht. Die Analyst*innen zeigen auf, wie der Diskurs über den Klimawandel zu spezifischen Zeitpunkten verläuft, welche Faktoren die öffentliche Aufmerksamkeit beeinflussen und wie verschiedene Strategien im Kampf gegen den Klimawandel wahrgenommen werden.

 

Ab dem dritten Tag nimmt die Aufmerksamkeit ab

 

Die Media-Intelligence-Expert*innen fanden heraus, dass nach einem wichtigen Ereignis die Unterhaltungen in den sozialen Medien nicht länger als zwei bis vier Tage andauern – unabhängig davon, wie groß die Aufmerksamkeit im Vorfeld war.

Im Durchschnitt sinkt das Konversationsvolumen in den sozialen Medien innerhalb der ersten 24 Stunden um 43 Prozentpunkte (PP), nach zwei Tagen um 72 PP, nach drei Tagen um 76 PP und nach vier Tagen sogar um 82 PP.

Es gibt jedoch auch Ausreißer, bei denen die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum anhält. Diese Ereignisse haben einen gemeinsamen Nenner: Entweder stehen greifbare Schritte zur Förderung des Klimaschutzes im Fokus, oder es geht um Fälle, in denen die politischen Entscheidungsträger*innen als der Aufgabe nicht gewachsen wahrgenommen werden.

Die Debatte rund um die letzte Weltklimaschutzkonferenz COP27 lag drei Tage nach dem Ereignis noch bei rund 60 Prozent des Spitzenvolumens. Nach elf Tagen konnte die COP27 immerhin noch 20 Prozent des Konversationsvolumens halten, was ihre wichtige Rolle, die Öffentlichkeit auf Klimathemen aufmerksam zu machen, unterstreicht.

Im Vergleich dazu war die Aufmerksamkeit beim Klima-Roundtable der UN-Generalversammlung (UNGA) bereits nach zwei Tagen auf 50 Prozent des anfänglichen Konversationsvolumen gesunken.

 

Politische Entscheidungsträger*innen haben viel Arbeit vor sich

 

Aufgrund des mangelnden Vertrauens in die Bereitschaft und Fähigkeit der politischen Entscheidungsträger*innen, die Klimaziele zu erreichen, wird die Aufmerksamkeit der Bürger*innen stärker aufrechterhalten, wenn Klimaschutzmaßnahmen (oder deren Ausbleiben) direkt erlebt oder gesehen werden.

Die Sprache, die im Kontext von Klimaschutzmaßnahmen verwendet wird, ist dabei ein wichtiger Schlüssel. In Diskussionen über die UN-Generalversammlung, den Bericht über die Emissionslücke und den Bericht über die Adaptationslücke tauchten beispielsweise viele Beiträge auf, in denen zwar die Bedeutung der Anpassung an Klimarisiken oder der Reduktion von Emissionen hervorgehoben wurde, ohne jedoch aufzuzeigen, wie die Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden sollen. Außerdem waren in vielen Beiträgen Bilder von Politiker*innen zu sehen, die über Probleme diskutieren, ohne dass konkrete Lösungen im Detail vorgestellt wurden.

Solche vagen oder oberflächlichen Darstellungen können nicht nur die Aufmerksamkeit der Bürger*innen während bestimmter Ereignisse beeinflussen. Sie erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Bürger*innen in Zukunft weniger engagieren.

 

Klimakatastrophen verdeutlichen Anfälligkeit am stärksten

 

 

Die Folgen von Klimakatastrophen zeigen häufig die Schwäche in der Fähigkeit von Bevölkerungsgruppen, Klimarisiken wie Dürren, Überschwemmungen oder Hitzewellen zu begegnen, was die dringende Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen verdeutlicht.

Die Untersuchung ergab, dass die Unterhaltungen in den sozialen Medien über Überschwemmungen drei Tage lang nach dem Höchststand bei 36 Prozent lagen. Bei Hitzewellen waren es dagegen nur 26 Prozent. Dies kann auf die schwerwiegenden Folgen der Überschwemmungen im August 2022 zurückgeführt werden. In Pakistan waren 33 Millionen Menschen davon betroffen.

Das verdeutlicht, dass die Aufmerksamkeit der Bürger für den Klimawandel nach Klimakatastrophen am nachhaltigsten ist, wenn das Risiko und die Anfälligkeit für Klimarisiken direkt sichtbar werden.

„Vor dem Hintergrund der Hitzewelle in Europa in diesem Sommer und einem der schwersten Kälteeinbrüche in Großbritannien seit Dezember 2010 zeigt die Studie, dass von der Regierung bis zur Vorstandsetage mehr getan werden muss, um die Öffentlichkeit für Klimathemen zu interessieren“, kommentiert Studienautor Michael Urquhart, Principal bei UNICEPTA UK. „Natürlich bleibt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bei Naturkatastrophen, die mit dem Klimawandel in Verbindung stehen, länger aufrechterhalten. Aber es ist auffällig, dass sie auch nach solchen Ereignissen sehr schnell abnimmt. Bis zur COP28 sind es nur noch wenige Monate – und unsere Analysen bestätigen ihre Relevanz in der breiten Öffentlichkeit. Für Kommunikator*innen bietet sich hier ein günstiges Zeitfenster, den Impact der Konferenz zu nutzen und anhand von möglichst konkreten Maßnahmen, die Aufmerksamkeit der Bürger*innen für dieses wichtige Thema zu gewinnen“, so Urquhart weiter.

Den gesamten Report in englischer Sprache erhalten Sie unter: https://www.unicepta.com/de/climate-change-research-2023.html


Über UNICEPTA

 

UNICEPTA ist ein global erfolgreicher Anbieter für Media, Marketing und Corporate Intelligence. Mit KI-getriebener Technologie und über 450 Analyse- und Monitoring-Experten analysiert UNICEPTA weltweit verfügbare Inhalte aus Social, Online, Print, TV und Rundfunk sowie zahlreichen anderen Datenquellen – in Echtzeit und zu jedem anderen gewünschten Zeitpunkt. Kurz: UNICEPTA ermöglicht Unternehmen, besser zuzuhören und entsprechende Handlungen abzuleiten. Die Analysen und Insights dienen global agierenden und branchenführenden Unternehmen und Organisationen als Basis für Entscheidungen der Unternehmensführung sowie in Kommunikation und Marketing. Die Büros von UNICEPTA befinden sich in Berlin, Köln (Zentrale), Krakau, London, Paris, Shanghai, São Paulo, Washington DC und Zürich.

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